SdGcK: 8. Das Schwert wenn geht ist grün, der Säbel wenn geht ist schwarz 剣走青,刀走黒

27.03.2020

Im Japanischen werden heutzutage jian (剣) und dao (刀) gleichbedeutend verwendet, aber ursprünglich waren es unterschiedliche Waffen.

Während das Schwert zwei Schneiden hat, hat der Säbel nur eine Schneide.

In China haben sich sowohl das Schwert als auch der Säbel entwickelt, aber in Japan hat sich fast nur der Säbel entwickelt, repräsentativ hierfür ist das nihon-tô ["das japanische Schwert"]. Wenn man von der ursprünglichen Bedeutung ausgeht, ist es etwas komisch, bei der Verwendung des nihontô von "Schwert-Weg" (Kendô) oder "Schwert-Kunst" (Kenjutsu) zu sprechen.

Weiterhin heißt es: Das Schwert wenn geht ist grün, der Säbel wenn geht ist schwarz.

In China haben "grün/blau" (青) und "leicht, sanft" (青軽) die gleiche Aussprache (qing); "Grün" steht also für Schnelligkeit und Agilität. Wenn man bei einer Konfrontation dem Angriff des Gegners mit Leichtigkeit entgeht, indem man seinen Körper wendet, spricht man von "das Gehen ist grün".

Die Schneide des Schwerts ist leicht, kurz, fein und dünn. Wenn es zu einem Gefecht gegen eine große, schwere Waffe kommt, kann man sich mit dem Schwert nur schlecht durch ein direktes Parieren schützen.

Darum vermeidet man so weit wie möglich ein direktes Aufeinandertreffen der Klingen, man weicht durch die Agilität des Körpers dem gegnerischen Angriff aus, man wendet sich und verändert sich auf wunderbare Art durch freie Bewegungen, bis man eine Lücke erblickt und den Gegner attackiert.

Das ist gemeint, wenn es heißt "das Schwert wenn geht ist grün".

Schwarz hat die Bedeutung von Brutalität und Wildheit. "Das Gehen ist Schwarz" meint also, dass die Verwendungsweise des Säbels heftig und brutal ist.

Die Klinge des Säbels ist groß, der Klingenrücken ist breit, und unter den sogenannten kurzen Waffen ist er vergleichsweise schwer. Im Gefecht wird mit wilden Schlägen heftig attackiert, gegen seine Stärke kann man sich nur schwer verteidigen, wohin die Klinge geht teilt sie alles entzwei wie Melonen oder Kohlköpfe.

Dies wird durch "der Säbel wenn geht ist schwarz" zum Ausdruck gebracht.

Für den echten Kampf sowieso, aber auch für das Training, sollte man diesen Ausspruch im Hinterkopf haben und sich überlegen, welche Waffen man gebraucht.

Für das Training in der Schwertkunst sind Vor- und Zurückgehen, Wendigkeit des Körpers, Schnelligkeit und Geschicklichkeit wichtige Aspekte.

Für die Anwendung des Säbels hingegen sind durchdringende Schreie, heftige Energie und eine Stärke wie sich überschlagende Wellen wichtig.

Zwar gibt es auch den Ausspruch "der Säbel ist wie ein wilder Tiger, das Schwert ist wie eine fliegender Vogel"; aber damit soll das gleiche zum Ausdruck gebracht werden, wie mit "das Schwert ist im Gehen grün, der Säbel ist im Gehen schwarz".

Vielleicht ist es auch so, dass wenn hier von Säbel gesprochen wird, man das Gesagte nicht gleich mit dem japanischen Säbel/Schwert assoziieren kann. In dem Ausspruch ist an erster Stelle auch der chinesische Säbel gemeint; Waffen mit dem Gewicht eines qinglong-dao (青竜刀) bzw. "Grüner-Drachen-Säbel" und einer großen Klinge.