SdGcK: 20. Mittels des Erfundenen das Wahre aufwühlen; den Gegner verlocken tief einzudringen 以仮乱真,誘敵深入

Den Gegner durch vermeintliche Fehler und Finten verwirren und ihn so verlocken, tief einzudringen.
Im Sunzi heißt es, "der Krieg ist ein Weg der Täuschung (詭道)". Gemeint ist damit, dass im Krieg Methoden eingesetzt werden, um den Gegner zu täuschen und zu verwirren.
Weiterhin heißt es: "Im Krieg kann es nie zu viel Täuschung geben (兵不厭詐)." Das heißt, im Krieg sollte man sich keine Gedanken darüber machen, den Gegner zu täuschen.
Für Sieg und Niederlage in der Kampfkunst gilt dasselbe.
Den Gegner aufzuregen, zu verärgern oder zu verunsichern sind ebenfalls mittel der Kampfstrategie.
Shen Kuo (沈括) aus der Nördlichen Song-Zeit hat in seinem Werk Mengxi bitan (夢溪筆談) folgende Episode aufgezeichnet:
In Dingyuan in Haozhu (濠州定遠) (dem heutigen Anhui) gab es einen Soldaten, der berühmt war für seine Handhabung der Lanze. Dieses Gerücht vernahm ein Räuber, der sich selbst viel auf seinen Umgang mit der Lanze einbildete, und der ihn irgendwann zum Duell herausfordern wollte.
Eines Tages begegnete der Soldat bei einer Reise durch die Stadt dem Räuber, der am Sake-Trinken war. Der Räuber, durch die Kraft des Sake angestachelt, forderte den Soldaten zum Duell heraus, und die Umstände waren so, dass beide mit der Lanze gegeneinander kämpften. Von einem Augenblick zum anderen waren sie von einem Kreis von Zuschauern umgeben.
Beide waren erprobte Kämpfer, sich aber von ihrer Kraft her ebenbürtig, so dass sie keine Entscheidung herbeiführen konnten.
Da erhob der Soldat seine Stimme und rief: "Dort hinten kommen Beamte. Wollen wir nicht sie entscheiden lassen, wer der besser Kämpfer ist?"
"Einverstanden!", rief der Bandit und senkte seine Lanze.
Diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte der Soldat aus und stach dem Räuber seine Lanze in den Körper.

