SdGcK: 15. Brutalität (狠), Giftigkeit (毒), am Leben bleiben; man blickt in die Leere und lässt sich nicht durch Mitgefühl aufhalten. Wenn man Mitgefühl hat, handelt man nicht; wenn man handelt, hat man kein Mitgefühl.

15.03.2020

Wenn Brutalität und Skrupellosigkeit anhalten, wird einem zuletzt sogar das Leben genommen. Wenn man daher beim Feind eine Lücke oder Nachlässigkeit erkennt, muss man ohne zu Zögern angreifen.

Wenn man Mitgefühl für den Feind hegt, kommt die Technik zum Erliegen; wenn man seine Technik ausführt, lässt man keinerlei Mitgefühl eindringen.

Hen (狠) bedeutet Brutalität, du (毒) bedeutet Skrupellosigkeit.

Mit dem Feind zu kämpfen bedeutet, dass es um Leben und Tod geht. Wenn man dabei zögerlich ist, wird man sein Leben verlieren. Die Nachlässigkeit eines einzigen Augenblicks, oder Sympathie für den Gegner, können zum Tod führen. Darum hängen Sieg oder Niederlage davon ab, dass man unempfindlich ist.

Wenn die Arme erschlaffen, wird man zweifellos unterliegen. Wenn man ein im Herzen/Geist zögerlich ist, wird man zweifellos unterliegen.

Im Kampf bedarf es aller Kräfte, ohne Vergebung, brutal und skrupellos gilt es den Feind so lange zu verfolgen, bis er zur Strecke gebracht ist.

Die Nachlässigkeit eines einzigen Augenblicks wiederum kann einen selbst das Leben kosten.

Shen Kuo (沈括) aus der Nördlichen Song-Zeit hat in seinem Werk Mengxi bitan (夢溪筆談) folgende Episode aufgezeichnet:

Ein Mann mit einer Lanze traf auf einen Räuber mit einem Säbel. Als er sich noch überlegte, die Klingen zu kreuzen, spuckte ihm der Räuber plötzlich Wasser ins Gesicht, welches er in seinem Mund hatte.

Durch das Wasser in seinem Gesicht geriet er für einen Moment ins Stocken, den der Räuber dazu nutzte, um ihm mit seinem Säbel in die Brust zu stoßen.

Später begegnete ein Kampfkünstler dem Räuber und es kam zum Kampf. Der Kampfkünstler wusste, dass der Räuber seine Gegner mit Wasser aus seinem Mund anspuckt. Daher wartete er auf genau diesen Moment, und als der Räuber sein Wasser spuckte, stach er ihm seine Lanze durch die Kehle.

Der Räuber, der die Unachtsamkeit eines Augenblicks seiner Gegner als Kampfstrategie benutzte, war seinerseits einen Augenblick unachtsam und wurde besiegt.