SdGcK: 14. Die Faust ist keine Faust, die Absicht ist keine Absicht. Keine Faust und keine Absicht sind die wahre Absicht.拳無拳,意無意,無拳無意是真意

Dieser Spruch sagt etwas über den Zustand des Geistes in der Kampfkunst.
Dies wird nur möglich, wenn man über lange Zeit hingebungsvoll übt.
Es ist der Zustand, wenn Bewusstsein und Handeln (hier durch Faust und Absicht ausgedrückt) eine präzise Einheit bilden.
Es gibt viele Berichte darüber, wie sehr erfahrene Kampfkünstler unbewusst auf einen überraschenden Angriff reagieren und den Angreifer niederwerfen, oder wie sie in einer gefährlichen Situation entkommen.
Im Zustand von Nicht-Faust und Nicht-Absicht ist der Schlag in der Kampfkunst vollendet.
Jedoch bedeutet Nicht-Absicht nicht ohne Absicht. Aus einer Haltung der Absichtslosigkeit heraus zu schlagen bedeutet, schneller zu urteilen, als man es bewusst tun könnte. Es handelt sich um eine schnelle, agile Urteilskraft.
Auch bedeutet Nicht-Faust nicht, dass keine Faust-Methodik vorhanden wäre. Innerhalb eines Augenblicks führt man die passenden Annahme und den passenden Angriff aus; was von außen wie unbewusstes Handeln aussehen mag ist dabei nichts anderes, als das Resultat langen Übens.
Miyamoto Musashi, der japanische Schwertmeister, hat in seinem "Buch der fünf Ringe" (Gorin sho) gesagt:
"Wenn du gleichzeitig mit deinem Widersacher zum Schlag ausholst, gehen Körper und Bewusstsein in die Offensive. Spontan erhalten deine Hände Kraft, und dein Schlag gewinnt an Schwungkraft und Geschwindigkeit. Dieser Vorgang nennt sich das Zuschlagen ohne Gedanken oder Form und gehört zu den wichtigsten aller Schwertschläge."
"Ohne Gedanken oder Form" (無念無想) entspricht dabei "ohne Faust oder Absicht" (無拳無意) in unserem Ausspruch.

